Der Front-Fachwerkbau
Bei der Renovierung in den 70er Jahren unserer Zeit wurde straßenseitig über dem mittleren Erdgeschoß-Fenster vom Front-Fachwerkbau die Jahreszahl 1592 entdeckt, wobei es sich um eine Datierung des ältesten Bauteils des herrschaftlichen Areals handeln dürfte.
Die auf dem Sandsteinquader-Sockelgeschoß errichtete Fachwerkkonstruktion ist nach alten Baumerkmalen deutlich asymmetrisch gestaltet.
Alle gleichmäßigen Felder unter den Brüstungsriegeln der Giebelwand durchlaufen Andreaskreuze (Schrägkreuze).
Weitere Merkmale der Giebelwand sind die profilierten Kopfbüge, das sind kurze Verstrebungen am oberen Ende der Säulen (Pfosten, Stiele, Ständer) und die sichtbaren Pfettenköpfe (Pfette O zum First parallelverlaufende Dachstuhlbalken).
Das Fachwerk der Traufwände zeigt hohe Fußstreben, Hölzer, die in schräger Richtung Pfosten und Schwellen miteinander verbinden.
Sämtliche Konstruktionsteile des Fachwerks sind nicht mehr nach mittelalterlicher Methode "angeblattet", sondern nach neuzeitlicher Bauweise "gezapft".
Im Anblick des Fachwerkgiebels fällt die steile Neigung des Daches auf. Diese war in Franken allgemein durch das damalige Dachdeckungsmaterial des Strohs bzw. der einfachen Biberschwanzziegel bedingt.
Die steilen Satteldächer der einzelnen Schloßtrakte verfügen über stattliche Speicherräume, die zuletzt an verschiedene jüdische Händler vermietet worden waren. Der Schopfwalm an der Stirnseite des Front-Fachwerkbaues erinnert an die früher regsame Nutzung der Dachböden. Der kleine Dachvorsprung verdeckte die Role, über welche ein Seil oder der Flaschenzug lief. Ein sicheres Indiz für die Benutzung des Aufzuges ist die giebelaxiale Dachlukenanordnung.
In alter Zeit errichtete man die Wohnhäuser als sicheren Hort vor der rauhen Außenwelt und zugleich als Schutzgebäude gegen Einwirkungen okkulter schadenstiftender Kräfte.